Am 6.12. wollte ich mit meinem Fahrrad einkaufen fahren.
Zu diesem Zweck holte ich es aus dem Keller, zu dem niemand sonst Zugang hat.
Untrennbar mit ihm verbunden ist ein Fahrradschloss von Abus, das entweder über dem Lenker hängt oder ich im Rucksack dabei habe.
Doch das Schloss war nicht da. Ich überlegte, wo ich es hingegeben haben könnte, aber ich hatte keine Idee. Es konnte nur im Keller sein, da ich meinen Rucksack einmal pro Woche für die Arbeit benötige und ich nicht unnützerweise geschätzte 4 Kilo mitschleppen will.
Dennoch ging ich nochmals rauf und schaute an strategisch relevanten Orten nach, aber wie zu erwarten war es nicht da.
Also latschte ich wieder runter in den ca. 25 qm großen Keller und hab überlegt: Umgeräumt wurde seit dem Hochwasser im Juli nichts mehr, dennoch suchte ich auch an eher ungewöhnlichen Plätzen wie dem Lebensmittelvorratsregal oder in Reisetaschen.
Nichts
Mit dem Rad fahre ich normalerweise nur einkaufen, oder zu 10 km entfernt wohnenden Kumpels, um dort Bier zu saufen. Das Rad – mit Fahrradschloss – bleibt ggf. dort stehen und wird an einem der folgenden Tage wieder abgeholt.
Dann die Idee: ich protokolliere solche Sauftouren (also zumindest die An- und Abreise) ja mit adidas Running – vormals Runtastic.
Also habe ich mal die App aufgemacht und geschaut, wann ich zuletzt da rüber gedüst bin. Das war am 24. September, ist also schon eine Weile her.
Uhrzeit des Nachhausewegs war so um 15 Uhr.
Haha, da musste ich lachen und ging den Tag nochmals durch.
Ich fuhr am späten Vormittag also rüber in den Nachbarort, um dort eine Couch an Kurden aus Wuppertal zu verkaufen. Wieder so eine eBay-Kleinanzeigen-Geschichte aus der Kategorie Muss-man-nicht-alle-Tage-machen.
Ein “Highlight” war, dass mir der ältere Typ der beiden Kurden in gebrochenstem Deutsch versucht hat zu erklären, dass ich zuvor mit seiner Tochter geschrieben hätte. Diese zeigte er mir dann auf seinem Handy und fragte, ob ich sie hübsch fände.
Mir wurde ein wenig mulmig, da es in solchen Situationen keine richtige Antwort gibt. Bejaht man, würde man vom jüngeren Typen der beiden abgestochen, weil er der Mann oder Bruder ist und man die Gute nicht anbaggern darf.
Und bei einer Verneinung gilt man entweder als schwul oder wird auch abgestochen, weil man die Familie beleidigt.
Ich wand mich also mit diplomatischem Gemurmel aus der Situation.
Mittagessen
Nachdem die Transaktion abgeschlossen und der Couch-Express wieder auf dem Weg nach Wuppertal war, fuhr ich mit dem Rad zum Dorfgriechen und holte für die Beteiligten Gyros mit Pommes.
Kurz überlegen, ob ich es dort abgeschlossen hatte… ja – hatte ich.
Nach dem Mittagessen schrieb ich dann einen der Sauftypen an, meldete meinen Besuch an und dass ich ein Bier erwarte.
Geschrieben – gemacht.
Und weil ich am Abend noch auf eine Firmensauferei musste, trank ich wirklich nur zwei kleine Bier. Danach machte ich mich auf den Rückweg, wo ich einen Stopp einlegen musste, weil mir – das klingt jetzt etwas unglaubwürdig, aber ich schwöre, es ist so passiert – eine Mücke in Mund bzw. Rachen flog und hinten am Zäpfchen einen Würgereflex auslöste. Dieser zwang mich, noch während des Fahrens rechts in den Acker zu kotzen.
Ich musste so heftig lachen, dass sich der Reflex verstärkte und ich stehen bleiben musste. Ich stieg ab, legte das Rad dann links zum Gebüsch und mir fiel quasi das ganzes Gyros aus dem Gesicht.
Ich verstand die Welt nicht mehr, lachte aber immer noch, holte mein Handy raus, fotografierte das Erbrochene und fuhr weiter.
Abends wurde dann gut getankt, keine besonderen Vorkommnisse mehr (glaube ich).
Wieder im Dezember
Ich überlegte, ob ich mein Rad beim Kumpel einfach in den Garten gelegt hatte und das Fahrradschloss da vielleicht runterrutschte.
War es nicht.
Aber ich hatte es ja beim Kotzen auch hingelegt. Könnte etwa…? Wäre es möglich, dass…? Liegt es vielleicht…?
Mich ließ das keine Ruhe und gestern am 18.12. ergab sich endlich die Möglichkeit, an der Kotzstelle nachzuschauen.
Und was soll ich sagen? Leicht verwittert trotze es den Widrigkeiten und hat geduldig auf seinen Besitzer gewartet.
Fast nicht zu erkennen, lag es verwachsen unter Gras und freute sich sichtlich, als ich es wieder in den Arm nehmen konnte:
Ich bin auf alle Fälle froh, dass das Schloss nach fast 3 Monaten der Wildnis ausgesetzt wieder über dem Lenker hängt.
Süwal
Hoch lebe die Adidas Running App und die 3G-Regel. Gekotzt, gesucht, gefunden!
Blackie
Danke für das künstlerisch wertvolle Kotzfoto! 👏👏👏