“Hunger bekämpft man mit Essen.”
ich, 2021
Aus diesem Grund habe ich feinste Frenched Racks vom Iberico-Schwein beim Fleischhändler bestellt. Ein Kilo beste Ware aus Spanien, damit der CO2-Fußabdruck nicht ganz so groß ist.
Vorbereitung
Angedacht war, dass ich dieses Rezept nachgrille. Und zwar so, dass das Essen um 18:30 Uhr auf dem Tisch steht.
Gut, also wird gegen 10:30 Uhr mal der Dry Rub gemacht, das Stück Sau präpariert und in den Kühlschrank gepackt.
Anschließend hab ich ein paar Drillinge (kleine, festkochende Erdäpfel) geschält und 10 Minuten gekocht.
Danach ging es zurück an meinen Arbeitsplatz und ich hab weiter im Internet gesurft.
Gegen 15:30 Uhr schnitt ich das Gemüse klein und mixte es mit ordentlich Olivenöl. Die Sau verfrachtete ich vom Kühlschrank in den nicht eingeschalteten Backofen, damit es dann nicht mit 4 Grad auf den Griller kommt.
Zusätzlich weichte ich die Hickory-Chips ein, die auf die Briketts kommen sollten, um dem Fleisch noch ein schönes Raucharoma zu geben.
Gemüse ganz Gemüse zerhackt
Die Ernüchterung
Um 16:15 Uhr bereitete ich auf der Terrasse alles vor – Griller, Handschuhe, Anzündkamin, Grillanzünder.
Um 16:25 Uhr gab ich einen Grillanzünder in den Kamin und wollte die Grillbriketts holen, von denen ich noch drei offene Säcke im Gerätehäuschen hatte.
Ich nehme also den ersten Sack raus und merke, dass da nur mehr 10 Briketts drinnen waren.
Dreck.
Also hole ich den zweiten Sack raus und stelle fest, dass das Grillkohle und somit für mein heutiges Vorhaben unbrauchbar war.
Der dritte Sack stellte sich als Blumenerde raus und ich verfiel kurz in Panik.
Gedanklich spielte ich alle Möglichkeiten durch, aber es blieb mir nur über, dass ich mit dem Fahrrad (als bekennender, umweltbewusster Öko besitze ich kein Auto) zur Tankstelle fahre und darauf hoffen musste, dass die Mitte Oktober noch Grillbriketts im Sortiment haben.
Damit der Zeitverlust so minimal wie möglich blieb, entfachte ich einen Anzünder und kippte die 10 vorhandenen Briketts drauf.
Plan: wenn ich zurück bin, glühen die und ich brauch die neuen Briketts nur drauf packen.
Die Problemlösung
Somit auf aufs Rad und zur ca. 800 Meter entfernten Tankstelle.
Am Weg dorthin frug ich mich, warum ich zur Tankstelle fuhr und nicht zum Rewe, der gleich weit entfernt, aber in entgegengesetzter Richtung liegt.
Bei der Aral angekommen, stelle ich das Rad ab (Schloss vergessen in der Hektik) und latsche mit Mundschutz rein. Meine Ausschau verlief negativ und somit fragte ich die Tante an der Kassa – der mein Verhalten wohl schon komisch vorkam – ob sie noch Grillkohle hätten.
“Gleich hier” antwortete sie und deutete auf ein Regal direkt neben mir.
Erleichtert wollte ich ein Paket nehmen, aber es war tatsächlich Grillkohle. Ich brauchte aber Grillbriketts.
JA – ich hab nach Kohle gefragt, aber im Normalfall gibt es immer beides.
Ich lauf panisch um das Regal, da meint die Tante schon: “Ist alles das Gleiche.”
Verzweifelt frag ich jetzt nach Briketts und seh schon, dass der Aufzug bei Tante Aral nicht bis ganz nach oben fährt.
Ich Depp erklär in gewohnter Höflichkeit den Unterschied zwischen Grillkohle (heiß, kurze Brenndauer) und Grillbriketts (nicht so heiß, lange Brenndauer).
Sie schaut mich wie eine Eule nach dem Waldbrand an, ich sag “Trotzdem Danke. Tschau.” und verlasse die Örtlichkeit.
Nachdem ich mich wieder aufs Rad geschwungen hatte, radelte ich wie Lance Armstrong (aber ohne Doping bzw. Hodenkrebs) zum Rewe. Wehmütig blickte ich auf mein Zuhause, als der Weg dort vorbei führte.
Beim Rewe also rein, erblicke ich direkt Grillkohle. Dreck. Daneben Grillmais. GRILLMAIS! Was soll das bitte sein? Lösung: Grillmais.
Ich merke, wie ich schon wieder hektisch werde, lauf den Gang entlang und finde am Ende dann doch Grillbriketts.
Irgendwas von “Aktion, 5,99 Euro” stand drauf, an der Kassa bezahlte ich 6,99 – aber es war mir schon zu blöd, da zu diskutieren zu beginnen. Kriegt der nächste Obdachlose halt keinen Euro. (Btw: auf Comedy Central lief grade die South Park Folge mit den Obdachlosen, die Kleingeld wollen.)
Also radle ich mit dem 3 Kilo Sack wieder nachhause und will ein paar Briketts auf die bereits glühenden drauflegen. Blöderweise hat nix geglüht, der Wind dürfte den Anzünder wohl ausgeblasen haben.
Die ganze Einkaufaktion hat zum Glück nur knappe 15-20 Minuten gedauert, sodass um 16:50 Uhr der scheiß Kamin an war.
Um 17:10 Uhr war die Glut dann soweit bereit, um in den Griller zu kommen. Und nach kurzer Einregelungszeit kam auch schon das Fleisch samt Gemüse drauf.
Erleichtert, doch alles noch hinbekommen zu haben, öffnete ich mir noch ein Bier und schrieb meinen Grillkumpels über Signal in groben Zügen das, was ich hier bisher geschrieben habe.
Aus irgendeinem Grund fiel mir dann nach ca. 10 Minuten ein, dass die Hickory-Chips ja noch in der Küche liegen. Verfluchter Dreck. Sieht man auch schön am Foto oben.
Also Kugel nochmals öffnen (normalerweise macht man beim Garen/Räuchern/Slow-Low-Grillen den Griller erst wieder auf, wenn die Kerntemperatur erreicht ist) und Chips einlegen.
Da auch die Garraumtemperatur mit 165 Grad zu hoch war (150 sollten es sein), entfernte ich noch 4 Briketts.
Das Ergebnis
Danach lief alles nach Plan. Fast.
Um Punkt 18:28 Uhr waren die 60 Grad Kerntemperatur erreicht und ich will das Ganze runter nehmen, um es noch ein paar Minuten ruhen zu lassen.
Blöderweise hat mein feuerfester Handschuh bereits ein Loch am Daumen, was mir aber erst wieder einfiel, als ich den Temperaturfühler aus dem Fleisch ziehen wollte.
Auer! Eine Ecke eines gleichseitigen Dreiecks
Als ich beim Zubereiten gefragt wurde, ob das Gemüse gesalzen wäre, fiel mir auch auf, dass der Dry Rub noch genau dort stand, wo ich ihn hingestellt hatte, damit ich nicht vergesse, das Gemüse damit zu würzen, bevor es in den Griller kommt.
Um den Bericht hier abzuschließen: Das ganze Gericht schmeckte ausgezeichnet. Das Fleisch war top, das Gemüse top (es wurde nachgewürzt) und das Bier war kalt und somit auch top.
Fertig ist der Scheiß Kurz ruhen lassen (neben dem Gewürz, das aufs Gemüse gehört hätte) Schaut innen gut aus Tellerbild
Prost, bis zum nächsten Mal.
Die Daten
Garraumtemperatur: schwankte zwischen 140 und 160 Grad
Kerntemperatur vom Fleisch: 60 Grad
Außentemperatur: 19 Grad
Fleisch: Frenched Racks vom Iberico Schwein, genau ein Kilo
Gemüse: 2 Zucchini, 1 Melanzani/Aubergine, 300 g Erdäpfel (Drillinge, geschält), 2 Paprika, 2 Zwiebel, 4 Knoblauchzehen (eher kleine – waren zu wenig)
Grilldauer: ca. 75 Minuten
Notiz an mich: nicht die braunen, sondern die weißen Chemie-Grillanzünder verwenden (Rauchentwicklung)
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