Man liest ja regelmäßig auf diversen Portalen über skurrile Erlebnisse auf Ebay, Willhaben und Konsorten.
Hier z.B.
Oft ist es witzig, manchmal surreal und ganz selten unglaublich sympathisch.
Bisher blieb ich von solchen Aktionen verschont, was vermutlich daran liegt, dass ich in den letzten Jahren auf diesen Plattformen weder was suchte, noch etwas verkaufte.
Das änderte sich in den letzten Wochen aber wegen eines Umzugs.
Und was mir gestern widerfuhr ordne ich in die Kategorien #undankbar, #unverschämt und #unsympathisch ein.
Also, es ging um einen etwa sieben Jahre alten, voll funktionsfähigen Kühlschrank, der einfach nur abgeholt werden sollte, da es erstens keinen Wald zum Abladen in der Nähe gibt und andererseits die Entsorgung beim Wertstoff- bzw. Bauhof kostenpflichtig ist.
Um das Gesindel von mir fernzuhalten, welches einen Suchagenten eingestellt hat, der bei „zu verschenken“ sofort anschlägt, egal um was es sich handelt, dachte ich, dass 30 Euro VB angemessen wären.
Außerdem hab ich für mich vereinbart, dass Nachrichten ohne Begrüßung nicht beantwortet bzw. direkt abgeschmettert werden.
Dann flatterten die ersten Anfragen ein.
Zuerst kontaktiert mich Therese, welche den Kühlschrank um 15 Euro kaufen möchte. Das Ganze auch sehr höflich geschrieben.
Ich antworte, dass wir für 20 Euro im Geschäft wären und wann sie ihn holen kommen würden, da man den aus dem 2. Stock runterschleppen müsste.
Dann meldet sich eine Sarah mit „Guten Tag“ und ob die Abzugshaube noch zu haben und was meine Schmerzgrenze sei.
Meine Antwort war, dass wir eine Schmerzgrenze für eine Abzugshaube gerne verhandeln können, sobald ich eine besorgt hätte. Aber ich hätte einen Kühlschrank, den ich um 20 Euro verscherbeln würde.
Sie fragt darauf, ob er noch am selben Tag abzuholen wäre und ob er noch funktioniert.
Ich bejahe, gebe ihr die Adresse und wir vereinbaren eine Uhrzeit – etwa zwei Stunden nach dem Nachrichten-Hin-und-Her.
Kurz darauf schreibt Therese wieder (ca. 2 Stunden nach meiner Antwort), ob ihr Mann den Kühlschrank abholen kommen kann.
Da sie auf meine Frage nach dem Abholzeitpunkt nicht eingegangen ist, warte ich mal, ob der Deal mit Sarah zustande kommt.
Auch kam eine Nachricht, die mich völlig perplex machte: „Sehr geehrter Herr [xxx], hiermit möchte ich Ihnen mein Interesse an dem Kühlschrank mitteilen. Bitte geben Sie mir Bescheid, ob er noch für mich verfügbar ist, und wann er abgeholt werden kann. Vielen Dank und freundliche Grüße, Helmut M.“
Etwa 30 Minuten vor dem Treffen mit Sarah schreibt sie mir, dass es eventuell ein wenig später wird, da ihr Papa noch nicht zuhause wäre.
Ich antworte nur, das sei kein Problem und grüble schon mal, was ihr Papa damit zu tun hat. Naja, vielleicht schleppt der ja für seine Prinzessin.
Kurz darauf kommt die Mitteilung, dass ihr Papa jetzt da ist und sie losfahren. Fahrzeit ca. 10 Minuten.
„Ok“, denke ich und gehe schon mal zur Straße runter, um denen einen Parkplatz zu zeigen.
Dann ging’s los.
Sarah ist anscheinend die 12-jährige Tochter, die den Kauf für ihren Papa abgewickelt hat und während der folgenden Situation mit Mundschutz im Auto blieb und teilnahmslos am Handy spielte.
Der Papa rotzte mir schon mal eine halbunfreundliche Begrüßung hin.
Ich blieb gewohnt freundlich und wir gingen zusammen in den 2. Stock rauf, wo der Kühli alleine mit einem Bett in der sonst leeren Wohnung wartete. Ich versuchte ihm das Bett (wird auch noch verkauft) mit einem flotten Spruch mit zu verkaufen, aber er ignorierte das völlig.
Er begutachtete den Kühlschrank dann bemüht professionell und ich denk mir schon, „Alter, mach keinen Wind wegen 20 Euro und nimm das Scheißteil mit.“
Als ob er meine Gedanken gehört hätte, stand er auf und gab mir einen 20er in die Hand. Ich steckte den 20er rechts in die Jogginghosentasche zum Schlüsselbund der leeren Wohnung.
Dann trugen wir das Gerät runter und verluden es in seinen VW Passat Kombi. Als wir damit fertig waren und wir uns schon verabschiedeten, merkte ich, dass der Geldschein weg war.
„BETRÜGER!“, dachte ich, aber dann fiel mir ein, dass ich die Wohnung oben ja abgeschlossen hatte und der Zwanni sicher dabei rausgefallen ist.
Ich latsch also nochmals rauf und tatsächlich liegt er dort.
Diesmal stecke ich ihn besser ein und geh wieder runter.
Da war der Papa noch immer am Hantieren beim Kühli.
Warum ich Wappler immer so freundlich bin, weiß ich nicht, aber ich geh nochmals hin und frage, ob alles in Ordnung wäre.
Was folgte, war eine sich aufschaukelnde Diskussion.
In völlig gebrochenem Deutsch – das fiel mir vorher gar nicht auf, weil er ja nur einzelne Wörter hinrotzte – meinte er, dass der Kühlschrank falsch wäre.
Ich: Wie „falsch“?
Er: Nix äh, äh [fuchtelt mit der Hand vor der Tür herum] äh, Schrank!
Ich: Was „Schrank“? Kühlschrank?
[Er stammelt wieder irgendwas herum und geht dann zur Tochter, die irgendwas übersetzen sollte.]
Tochter: Einbauschrank.
Ich: Ja, und?
[Tochter sitzt nach wie vor teilnahmslos im Auto, Papa ist wieder am Kofferraum und hebt den Kühlschrank raus.]
Er: Is Falsch. Schrank.
Ich: Ja dann stell ihn in den Schrank.
Er: Nein, falsch. Strom.
Ich: Was? Strom hat er ja. [Ich zeige aufs Kabel.]
Er: Ja, aber falsch.
Ich: Ja was ist falsch? Wo willst den Strom sonst haben? Vorne?
Dann folgen irgendwelche wirren Erklärungen in Activity-Manier, wo ich mir dann zusammenreimte, dass er einen Einbaukühlschrank haben wollte, der statt der Tür bereits die richtige Frontplatte seiner Küche montiert haben sollte und er mit dem Stromkabel nichts anfangen kann, weil es sich hinten am Kühlschrank befindet.
Ich war schon ziemlich gereizt und wurde lauter, da schultert er plötzlich den Kühlschrank und will ihn wieder hoch in die Wohnung tragen.
Ich ruf ihm nach, er soll stehen bleiben und das Scheißding einfach abstellen. Gesagt, getan – naja, er hat mich erst nach der dritten oder vierten Brüllaufforderung verstanden.
Er fordert die 20 Euro retour, ich geb sie ihm und kann mir nochmals seine Falsch-Tirade anhören.
Als ich ihm dann gesagt habe, er soll sich das nächste Mal die Fotos im Inserat anschauen, steigt er schon in sein Auto und fuhr mit der Mundschutz-Tochter wieder nach Hause oder sonst wohin.
Dieser miese Scheißhaufen.
Ich musste mich echt mal zur Beruhigung hinsetzen und durchatmen. Da werde ich quasi zur Sau gemacht, dass er weder Deutsch noch Bilder anschauen kann.
Der kann ja einfach die Frage stellen lassen, ob der Kühlschrank einbaufähig wäre, oder was weiß ich was.
Boah, mittlerweile war es 19:26 Uhr, ich öffnete die Nachrichten nochmals und schrieb dem höflichen Helmut, ob er das Teil bis 20 Uhr holen kommen könnte.
Da es ja quasi auf der Straße stand, reagierte ich mich ab und schleppte es alleine ca. 500 Meter quer durch den Ort zu einer Garage, wo ich es zwischenlagern konnte.
Als ich um 19:59 Uhr noch keine Antwort vom Heli erhalten hatte, schrieb ich Therese, wann ihr Mann kommen könnte.
Nach kurzem hin und her einigten wir uns auf heute früh, wo er dann für 15 Euro auch abgeholt wurde.
Ich gab nochmals Rabatt, weil eine Glasplatte fehlte. Bin jetzt echt am Grübeln, ob der unfreundliche Typ die nicht gefladert hat und seine ganze Aktion nur ein riesiges Ablenkungsmanöver war.
So eine Platte kostet ab 6 Euro aufwärts. Die besseren dann auch schon über 20 Euro.
Jedenfalls haben Therese und ihr Ehemann jetzt einen Kühlschrank, mit dem er sein Bier kühlen kann. Waren wirklich seine Worte.
Ich hab mir gestern noch einige zur Beruhigung reingestellt und mich abreagiert. Eine so eine Drecksau, eine undankbare.
Hab jetzt das Bett eingestellt und bin gespannt, was mich da erwartet. Es muss nämlich auch noch abgebaut werden (steht aber in der Beschreibung).
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